Die Geschichte des Schwimmsports
Zahlreiche Forscher haben sich in der Vergangenheit mit der Frage nach der Entwicklung der modernen Schwimmtechniken auseinandergesetzt. Bereits 1696 erschien in Paris
L’Art de nager („Die Kunst des Schwimmens“) von Melchisédech Thévenot. Aufgrund dieses Buches wurde in Frankreich (und Europa) lange Zeit die Technik des Brustschwimmens bevorzugt.
1798 brachte Johann Christoph Friedrich GutsMuths sein Schwimmkunst-Buch heraus, das dann als wegweisend für die späteren Versuche der Hallenser Halloren (Salzwirker) angesehen werden kann, das Schwimmenlernen zu methodisieren. Da die Halloren festgestellt hatten, dass man in der stark salzhaltigen Sole leichter schwimmen konnte, war der Weg zur technisch umsetzbaren Motorik der im Schwimmbuch sehr schematisch beschriebenen Bewegungen geebnet. Die gliederpuppenhaften Bewegungen, die GutsMuths darstellte, waren ihrer Ausprägung nach jedoch kaum geeignet einen brauchbaren Schwimmstil zu entwickeln.
Das moderne Wettkampfschwimmen entwickelte sich um 1837 in den Hallenbädern Londons. Geschwommen wurde entweder Brust- oder Seitenschwimmen. Im Jahr 1895 schwamm der Engländer J. H. Thayers im Seitenstil die 100 Yards in 1:02,50 Minuten (die entsprechende 100-m-Zeit wäre 1:08,38 Minuten). Bis in die 1950er Jahre war das Brustschwimmen, das meist als erste Technik erlernt wird, die einzige Schwimmart, für die genaue Regeln festgelegt waren.
John Trudgen entwickelte 1873 in England das Hand-über-Hand-Schwimmen, das daraufhin „trudgen“ genannt wurde. Die Arme wurden aus dem Wasser nach vorne geführt, ähnlich wie beim Seitenschwimmen, nur wechselte man stets von einer auf die andere Seite und führte zusätzliche Scherenbeinschläge aus. Der australische Schwimmer Frederick Lane „trudgte“ im Jahr 1901 die 100 Yards in 1:00,0 Minuten (100 m in 1:05,64 Minuten).
Statt des unharmonischen „Trudgens“ wandte der Australier Richard Cavill die flüssigere Technik der indigenen Bevölkerung der Salomonen an. Diese kombinierten den Kraulbeinschlag mit dem Überwasserarmzug. Cavill erreichte mit diesem „Australischer Crawl“ genannten Stil 1902 über 100 Yards eine Weltrekord-Zeit von 58,4 Sekunden (100 m in 1:03,89 Minuten).
1934 fand David Armbruster, Trainer an der University of Iowa, dass beide Arme beim Brustschwimmen auch über Wasser nach vorne zurückgeführt werden konnten. Dieses „Schmettern“ erhöhte die Schwimmgeschwindigkeit, kostete aber mehr Trainingsaufwand und Kondition. 1935 schwamm Jack Sieg, ebenfalls von der University of Iowa, auf der Seite, mit den Beinen wie mit einem Fischschwanz schlagend. Er konnte das schließlich auch auf dem Bauch. Armbruster und Sieg kombinierten das Schmettern der Arme und den Beinschlag und schufen damit den anfangs „Butterfly“ (Schmetterling) genannten Schwimmstil. Mit zwei Beinschlägen bei jedem Armzug schwamm Sieg damals die 100 Yards in 1:00,2 (100 m in 1:05,85 Minuten). Anderen Angaben zufolge war es 1935 ein Amerikaner namens Brydenthal, der diesen Stil erstmals schwamm. Das zunächst als regelwidrig betrachtete „Schmetterlings-Brustschwimmen“ wurde erst im Jahre 1953 als eigene Wettkampf-Schwimmart legalisiert.